Wenn Lukas Schwella am Sonntag gegen 7.30 Uhr in Gran Sasso (Italien) an den Start geht, warten erstmal 1000 Höhenmeter auf ihn bis er den Monte Aquila auf 2342 Metern erreicht hat. In der Disziplin „vertical“ wäre er dann bereits im Ziel, doch der 20-jährige Athlet des LAC Essingen hat dann noch zwei weitere Gipfel, der höchste auf 2533 Metern, vor sich, bis er im „Skyrace“ nach 23 Kilometern mit 2226 Aufwärts-Höhenmetern den Lauf beenden wird. „Ich mag das Auf und Ab und die technische Herausforderung auf den Bergen“, sagt Schwella. Er startet bei der „youth skyrunning world championships“, der Junioren-Weltmeisterschaft im Trail-Rennen in über 2000 Metern Höhe.
„Erst geht es unter der Seilbahn steil hoch und dann oben auf dem Grat entlang über die Gipfel“, schildert Schwella. Teilweise warten technisch anspruchsvolle Passagen, an denen die Athleten am Stahlseil gesichert laufen. Dazu kommen steile Abstiege mit geschotterten Serpentimen. „Auf so einer bin ich ausgerutscht und habe mir das Knie geschürft“, berichtet Schwella von den ersten Trainingseinheiten im unbekannten Terrain vor Ort. „Für Sonntag sollte das aber kein Problem sein.“
Dennoch geht der 20-Jährige nach seiner WM-Premiere im Vorjahr und Platz 18 „ohne große Erwartungen“ ins Rennen, denn die Saisonvorbereitung lief nicht optimal. Wegen einer Sprunggelenksverletzung war kein gezieltes Wintertraining möglich und im Juni lag Schwella mit hohem Fieber mehrere Tage im Krankenhaus. Umso überraschender kam der Deutsche Meistertitel in der U23 im Ultratrail über 75,5 Kilometer nur drei Wochen später. „Das hat über die lange Distanz ganz gut funktioniert, jetzt schaue ich, wie es auf der schnellen, kürzeren Strecke geht“, sagt Schwella.
Im Team Deutschland fühlt sich Schwella wohl und in diesem Jahr starten die Deutschen auch erstmals im Nationaltrikot. „Die Vorfreude überwiegt, aber es ist schon auch ein Gefühl von Nervosität und Anspannung da.“ Die Rahmenbedingungen seien gut, das Wetter – trocken und warm – spielt mit. Den ‚vertical‘ am Freitag lässt Schwella diesmal aus, ist dann nur Zuschauer. „Da fahr ich dann einfach mit der Seilbahn hoch.“
von Benjamin Leidenberger