Das Finale. Noch zwei Tage. Auf der vorletzten Etappe ging es „nur“ noch 1633 Höhenmeter nach oben. Was im Vergleich zu den anderen Etappen als einfach einzustufen ist. Diese siebte Etappe war gleichzeitig aber auch die landschaftlich schönste Etappe für die beiden Läufer des LAC Essingen. Von Scoul in der Schweiz überquerten Sie heute die Grenze nach Italien, in das vierte Land des Gore Tex Transalpine Run 2015. Zu Beginn dieser Etappe mussten erst einmal sechs flache, leicht abfallende Kilometer gelaufen werden. „Klar, dass wir in der Spitzengruppe von Vorne herein dabei waren. Flache Abschnitte auf Waldwegen sind unser Terrain“, äußerte die beiden Brüder mit einem leichten Grinsen im Gesicht.
Nach diesen ersten sechs Kilometern begann dann der Anstieg hinauf zum Schlinigpass auf 2315m. Der Anstieg war traumhaft schön. Es ging über einen Weg, der vor über 100 Jahren in die senkrecht abfallende Felswand gehauen wurde. Oben auf dem Hochplateau waren die meisten Höhenmeter der Etappe geschafft und es wurde flacher. So konnte das Brüderpaar das Tempo wieder anziehen. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns auf dem vierten Platz und hatten Sichtkontakt zu den direkt vor uns Platzierten. Dies sollte nochmals „neue Kräfte“ bei Marcus und Matthias Baur frei setzen. Auf dem Hochplateau kamen die Beiden sehr gut voran und bei der zweiten Verpflegungsstelle war es dann geschafft. Sie hatten das Team, das bis dato auf dem dritten Platz lag eingeholt. Im letzten Anstieg des Tages hinauf zum Schafberg (2409 m) konnten sich die Essinger dann an die dritte Position setzen. „Im finalen Downhill hinunter nach St. Valentin nahmen wir beide unsere Beine in die Hände, stellten im Kopf auf Leerlauf und rannten so schnell es die müden Oberschenkel hergaben dem Ziel entgegen“, so Matthias Baur. Und dann war es geschafft. Nach dem Bergsprint am Mittwoch der zweite Podestplatz mit dem dritten Rang bei dieser vorletzten Etappe. Gleichzeitig konnten wir durch unsere tolle Zeit in 3:45h auch Zeit vor dem großen Finale in der Gesamtwertung gutmachen und rückten auf den 6. Platz vor.
Aufgrund des Wetterumschwungs und einer Schneefallgrenze von 2500 m wurde das Finale auf der alternativen Route gelaufen. Die Orginalroute hätte über die Tabarettascharte auf 2880 m geführt. Durch den Schneefall wäre dieser extrem technische Abschnitt aber nie zu bewältigen gewesen. Deshalb gingen die Organisatoren kein Risiko ein und dieser Anstieg wurde ausgelassen. Nichtsdestotrotz mussten ca. 40 km mit immerhin noch 1500 Hm bewältigt werden. Vom Start in St. Valentin mussten 18 km abfallend auf Asphaltstraßen gelaufen werden. Wo keine Berge sind kann man keine Berge laufen. Und wieder war es das Terrain für die Essinger, die gut mit der Spitze mitlaufen konnten. Durchgangszeit bei Kilometer 16 eine Stunde! Im Ersten Anstieg hinauf nach St. Georg mussten sie dann aber leider die drei führenden Teams der Gesamtwertung ziehen lassen. Die Beine waren nach 240 Kilometern in sieben Tagen einfach nicht mehr in der Lage zu folgen. Ab Kilometer 20 liefen wir die Beiden ihr eigenes Rennen und machten auf den Anstieg über Stilfs (1288m) der alternativen Route. Das Ziel Sulden kam immer näher. Die Beine verweigerten schon seit ein paar Kilometern ihre Dienste. Einzig der Kopf trieb uns voran. Letzter Anstieg, letzter Downhill, letzter Kilometer. „Schnauze, Beine, einfach weiter!“ Und dann sahen wir endlich das Ziel.